Magdalena

Gruppe: theater ittigen (www.theater-ittigen.ch)

 

«Magdalena», genannt Leni, verlässt den Hof ihrer Eltern, um in der Grossstadt ihr Auskommen zu suchen. Sie lernt einen Mann kennen, der ihr die Heirat verspricht, sie aber sitzen lässt und um ihr Geld prellt. Mit dem Gesetz in Konflikt geraten, wird Leni von der Polizei zurück zu ihren Eltern gebracht. Das ganze Dorf wartet voller Schadenfreude auf ihre Ankunft… Leni wird zur Projektionsfläche der Abgründe, die tief in jedem Dorfbewohner schlummern, und zur Bedrohung, die es unbarmherzig mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt, um den Schein des Anstands und der Moral wieder herzustellen.

Ludwig Thoma schildert in seiner bitterbösen Bauerntragödie den Konflikt zwischen Moral und Barmherzigkeit in einer archaisch anmutenden bäuerlichen Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts. Dabei entwirft er keine Klischeefiguren, sondern zeigt Menschen, die zwar lokal und mental fest in ihrem Dorf verwurzelt, jedoch zu tragischer Grösse fähig sind. Die Dorfbewohner werden nicht als dumm charakterisiert, sondern als Menschen in einer tragischen Abhängigkeit von den sozialen und moralischen Zwängen einer Gesellschaft, der sie unentrinnbar ausgeliefert sind. Im Visier hat Thoma die Bigotterie und Engstirnigkeit eines Dorfes, und er führt exemplarisch vor, wie Moral als abstraktes Prinzip zur Legitimation jeden Unrechts taugt und zum Vehikel des Unmenschlichen wird.

Dramatisch hervorragend aufgebaut und mit realistischen Dialogen plädierte er mit „Magdalena“ für etwas, das auch in der heutigen Gesellschaft vielerorts fehlt: mehr Menschlichkeit gegenüber Aussenseitern, Gestrauchelten und Armen.

Aufführungen Januar/Februar 2013
Autor Ludwig Thoma (1867-1921)
Regie Karo Guthke
Künstlerische Leitung Christa Friedli Müller

fertiges Bühnenbild